Fahrzeugdaten & IT-Security

Nutzung von Fahrzeugdaten zur Schaden- und Unfallaufklärung

Moderne Kraftfahrzeuge sind mit ihrer Umwelt vernetzt, mit individuellen Apps kompatibel, verpflichtend mit immer mehr Assistenzsystemen ausgestattet, die das Fahren spürbar beeinflussen, und über Nacht softwaremäßig aktualisierbar. Da stellt sich berechtigter Weise die Frage, was passiert eigentlich mit im Fahrzeug generierten und gespeicherten Daten und wie können sie wertschöpfend, aber auch missbrauchsfrei, sicher und fair genutzt werden. Die Interessen von Fahrzeugnutzenden, Fahrzeugindustrie, Versicherungen, Serviceanbietern und Forschung gehen jedoch weit auseinander, und so ist es für den Gesetzgeber schwer, passende Regulierungen zu finden. Der bereits verabschiedete EU-Data-Act zielt genau darauf ab, ist aber für Fahrzeugdaten noch nicht spezifisch genug.

Die Allianz ist hiervon direkt betroffen, da bei Kfz-Schadenfällen, wie Unfall, Panne oder Diebstahl im Fahrzeug abgelegten Ereignisdaten für die Schadenregulierung benötigt werden. Eine Umfrage der Allianz im Jahre 2023* ergab, dass zwei Drittel aller Befragten der Datenverwendung von im Fahrzeug gespeicherten Daten für die Klärung der Unfallschuld zustimmen und dass jeder Beteiligte das Recht haben müsse, die dafür notwendigen Daten zu erhalten. Mit Ereignisdaten aus dem Fahrzeug können nicht nur Unfallhergänge rekonstruiert, Schäden plausibilisiert und Haftungsfragen geklärt werden, sondern auch die gesamte Schadenbearbeitung von der Meldung bis zur Auszahlung beschleunigt, digitaler und kundenfreundlicher gestaltet werden.

Das gesamte Schadenmanagement kann damit auf die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen optimiert werden, wenn sie nach Abschluss des Schadenfalls nicht nur um ihr persönliches Feedback gebeten werden, sondern alle gesammelten Daten zu einem Schadenfall zur Verbesserung des Systems und der Prozesse genutzt werden können. Mit strukturierten Daten in großer Detailtiefe sind differenzierte Kostenanalysen im Schadenmanagement möglich, so dass Kostentreiber und Trends frühzeitig identifiziert werden können. Deshalb setzt sich die Allianz dafür ein, dass Fahrzeughalterinnen und -halter die volle Kontrolle über ihre Daten haben und entscheiden können, wer die Daten wann aus ihrem Fahrzeug für bestimmte Zwecke verwenden darf. Um dies sicherzustellen, sind ein geregelter und sicherer Marktplatz zum Datenaustausch, Transparenz zur Datenverfügbarkeit und faire Preise für das Bereitstellen der Daten durch die Fahrzeughersteller zwingend erforderlich.

Das Allianz Zentrum für Technik bringt in entsprechende Gremien, Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten die technischen Grundlagen zu zweckdienlichen Datenparametern, zur Ereigniserkennung durch Fahrzeugsysteme, zur Datensicherheit und zum diskriminierungsfreien Zugriff auf diese Daten ein.  Hierbei hat die Position der Allianz zum Daten- und Opferschutz sowie zur Sicherheit automatisierter Fahrfunktionen einen hohen Stellenwert und wird in allen Diskussionen berücksichtigt.

 

Konkret arbeitet das AZT dabei an folgenden Themen:

  • Auslesen, Analyse und Interpretation von Fahrzeugdaten remote oder analog
  • Testfelder zu verschiedenen Auslesetools für Fehlerspeicher, Ereignisspeicher oder auch der Gesundheit der Hochvoltbatterie
  • Mitwirkungen an der Gestaltung von digitalen Schadenprozessen, z.B. zur automatisierten Unfall- und Schadenmeldung
  • V2X-Kommunikation für mehr Verkehrssicherheit
  • Telematik-Anwendungen zur konkreteren und individuelleren Risikoeinschätzung

 

So befasste sich der 11. Allianz Autotag 2023 explizit und nicht zum ersten Mal mit dem Thema Daten aus dem Fahrzeug und die Allianz stellt Ihre Positionen regelmäßig der Presse vor.

 

Mehr Details finden Sie unter folgenden Links: 


* Repräsentative Online-Erhebung der Allianz von 5200 Autofahrerinnen und -fahrern im Jahr 2023 in Deutschland (N=1200), Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien (jeweils N=1000) durch das Allianz Marktforschungsinstitut DrivenBy, das Allianz Zentrum für Technik (AZT) und das Marktforschungsunternehmen Ipsos. Alle Ergebnisse können einem 35-seitigen Report in deutscher und englischer Sprache entnommen werden, den wir Ihnen gerne in elektronischer Fassung zusenden.

 

Vernetzung und IT-Sicherheit

Im Zuge der Digitalisierung rückt die globale Vernetzung von Systemen und Funktionen und die damit verbundene Einschätzung der entstehenden Risiken auch in der Automobilbranche immer mehr in den Fokus. Die neuen Technologien im Fahrzeug müssen nicht nur technisch einwandfrei funktionieren sondern auch aus Sicht der IT-Sicherheit bewertet und werden. Daraus entstehen vollkommen neue Herausforderungen wie z. B.  der forensische Nachweis von Risiken, die durch Angriffe und Manipulationen entstehen und das fahrzeuginterne Bordnetz und deren Schnittstellen zur Außenwelt unsicher machen. 

Im AZT werden in diesem Kontext derzeit zwei Fragestellungen intensiv untersucht:

1. Analyse und Risikobewertung von neuen vernetzten Funktionen, wie. z.B. virtueller Fahrzeugschlüssel

Das AZT hat das mögliche Ökosystem „Virtueller Fahrzeugschlüssel“ analysiert, sich mit bestehenden und neuen potentiell möglichen Risiken und Angriffsvektoren auseinander gesetzt und die Anforderungen an Virtuellen Fahrzeugschlüssel formuliert. 

Die Anforderungen sollen als Richtlinien für den Umgang mit vernetzten und sicherheitskritischen Funktionen im Schadenfall aus der Sicht der Versicherer dienen und gleichzeitig die Automobilhersteller bei der Auslegung des Systems bzw. dessen Schutz gegen Missbrauch unterstützen.

2. IT- Sicherheit in vernetzten Fahrzeugen

Angriffe auf das Bordnetz eines vernetzten Fahrzeugs können den Komfort, das Eigentum und die Sicherheit der Passagiere gefährden, sowie wirtschaftliche Interessen bedrohen. 

Im Rahmen eines langfristigen interdisziplinären Kooperationsprojekts mit dem privaten Forschungsinstitut InS³  von Hr. Prof. Dr. Rudolf G. Hackenberg, ordentlichen Professor an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg werden diese digitalen Risiken untersucht und Bedrohungen sowie Angriffswege aus Sicht der IT-Sicherheit analysiert.

Ökosystem Virtueller Fahrzeugschlüssel