Themen aus dem AZT:

Das AZT in den 90er-Jahren

Die 90er-Jahre waren geprägt von dem Ende des Kalten Krieges, der privaten und beruflichen Nutzung von Computern, Mobiltelefonen und des Internets sowie der deutschen Wiedervereinigung. Das blieb nicht ohne Auswirkung auf die Arbeit des Allianz Zentrum für Technik (AZT).

 

Oktober 2021

 

Mit unserem Beitrag über die 90er-Jahre führen wir die AZT Serie „Know-how mit Geschichte“ fort. Im Jahr 1993 übernimmt Prof. Dr. Dieter Anselm die Geschäftsleitung des AZT.

Prof. Dr. Dieter Anselm bei dem Allianz Sicherheitspreis Genius, 2007

 

Rückblickend stellt Anselm als wichtigste Herausforderung und Erfolg seiner Arbeit fest: „Das AZT war für seine Arbeit bereits bekannt. Nun sollte es noch stärker zum Ansprechpartner in Fachkreisen innerhalb und außerhalb der Allianz ausgebaut werden. Dabei war auch wichtig, die Ergebnisse unserer Arbeit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt zu machen. Dies gelang mit der Ausdehnung der Schulung der Allianz Sachverständigen auf europäischer Ebene – parallel zur Internationalisierung der Allianz.“

 

Bis zum Jahr 1990 war eine der zentralen Aufgaben des AZT die Weiterbildung der mehr als 500 Sachverständigen der Allianz aus der Bundesrepublik Deutschland und Österreich. Mit der Übernahme der ehemaligen Staatlichen Versicherung der DDR und der Gründung der Deutschen Versicherungs-AG (DVAG) haben sich die Schulungsarbeit und die Zielgruppe grundlegend verändert: Für kurze Zeit war das AZT für 1100 Mitarbeiter des technischen Außendiensts zuständig – mehr als doppelt so viele wie vor 1990.

 

In Kooperation mit der für Osteuropa zuständigen Abteilung der Allianz, begann in den 1990er-Jahren der Aufbau des Geschäfts der Allianz in verschiedenen Ländern Osteuropas. Damit wurde auch das internationale Training etabliert. Man versuchte überall dort, wo die Allianz expandierte, auch die Ausbildung auf dem technischen Sektor einzuführen.

 

Schulungssituation Werkstatt aus den 90ern im AZT (Quelle: AZT)

 

In den 90er-Jahren wurden viele Fragestellungen nicht zuletzt in der Sicherheitsforschung erweitert. So untersuchten die Experten des AZT die Auswirkungen von Airbags beim Aufprall auf Brillenträger und Raucher, und sie entwickelten darüber hinaus ein wirksames Hunderückhaltesystem.

 

1995 – die Auswirkungen eines Aufpralls mit Auslösung des Airbags auf Brillenträger und Raucher wird beim Crashtest simuliert (Quelle: AZT)

 

Auch die bereits im letzten Artikel beschriebenen Fahrzeugcrashs wurden weiter durchgeführt. Passend zur deutschen Wiedervereinigung gab es im AZT Anfang der 90er auch einen Crash mit einem Trabant.

Das Verhalten des legendären Trabis beim Crash wird im AZT getestet (Quelle: AZT)

 

Zu den Innovationen in der Sicherheitstechnik der 1990er-Jahre gehörte auch die Einführung der elektronischen Wegfahrsperre. Nach dem Fall der Mauer stiegen die Schäden in der Kaskoversicherung durch eine enorme Zunahme der Kraftfahrzeugdiebstähle an. Die Fahrzeuge wurden in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß durch international organisierte Diebesbanden nach Osteuropa und in den Nahen Osten verschoben. 

Um überdurchschnittliche Prämienerhöhungen vermeiden zu können, entwickelte das AZT ein Anforderungsprofil für wirksame Systeme und forderte von der Automobilindustrie umgehend Lösungen für einen praxistauglichen Diebstahlschutz. Das Ergebnis war die gesetzliche Einführung der elektronischen Wegfahrsperre für neu zugelassene Pkw nach vom AZT definierten Standards. Die Industrie setzte diese Idee schnell um, und der Erfolg zeigte sich bereits Mitte der 1990er-Jahre mit stark rückläufigen Diebstahlzahlen.

Der Verweis auf die Definition der elektronischen Wegfahrsperre durch das AZT war über längere Zeit sogar in den Fahrzeugscheinen vermerkt.

Elektronische Wegfahrsperre (Quelle: AZT)

Beispiel Fahrzeugschein (Quelle: AZT)

Wie bereits in unserem AZT Beitrag über die 70er-Jahre beschrieben, wurde im Allianz Zentrum für Technik ein fahrzeug- und herstellerunabhängiges Kalkulationssystem für die exakte Ermittlung der Lackierkosten entwickelt. Seit seiner Entwicklung fließen in das Kalkulationssystem, basierend auf AZT Studien, kontinuierlich neue Werkzeuge, neue Werkstoffe und neue Reparaturmethoden ein. Seit 1990 ist das System inzwischen in mehr als 40 Ländern im Einsatz und teilweise sogar zum Marktstandard geworden.

 

AZT-Lackkalkulationssystem (Quelle: AZT)

In unserem nächsten und letzten AZT Beitrag ab dem Jahr 2000 berichten wir unter anderem über die Weiterentwicklung im Bereich der Crashstandards.