Themen aus dem AZT:

Schutzpotential aktueller Fahrzeugsitze

Ist die Gefahr, eine HWS-Distorsion bei einem Heckaufprall zu erleiden, heute größer als früher?

Exakt eingemessen und bereit für den Heckaufprall: der BioRid-II Dummy

 

Oktober 2020

 

Seit mehreren Jahrzehnten untersuchen Experten des AZT das Schutzpotenzial von Fahrzeugsitzen beim Heckaufprall und forschen daran, wie dieses Schutzpotential noch verbessert werden kann. Im Jahr 2004 wurde die Validierung eines speziell für den Heckaufprall entwickelten Dummy mit einer biofidelen Wirbelsäule in Kooperation mit einer internationalen Arbeitsgruppe abgeschlossen. Seit 2008 ist dieser Dummy „BioRid-II“ auch in den Verbraucherschutztests etabliert.


Das AZT ist bis heute weltweit das einzige Institut, das diesen Dummy nicht nur isoliert vom Fahrzeug auf einer Sitztest-Komponentencrashanlage einsetzt, sondern mit dem BioRid-II Dummy auf dem Fahrersitz das Gesamtsystem Fahrzeug und Sitz betrachtet.

In nahezu jedem Crash nach RCAR-Standard (Struktur und Bumper Heck), aber auch in Fahrzeug-Fahrzeug-Kollisionsversuchen müssen Fahrzeug und Sitz beweisen, dass sie den Insassen gemäß den Verbraucherschutzkriterien des EURO NCAP gut schützen würden. So kann kontinuierlich überprüft werden, ob und inwieweit sich die ständig weiterentwickelten Fahrzeugstrukturelemente auf die Insassenbelastung bei Auffahrkollisionen auswirken.

 

2020 hat das AZT in der Fachzeitschrift „VKU - Verkehrsunfall und Fahrzeugtechnik“ einen Artikel veröffentlicht, in dem ersichtlich wird, dass die Dummy-Messwerte der Halsscher- und Halszugkräfte, sowie die der Differenzbeschleunigung zwischen Oberkörper und Kopf bei einem Heckaufprall über die Jahre deutlich gesunken sind.

Mit der Anpassung der Verbraucherschutzkriterien des Euro NCAP im Januar 2020 wird die weitere Steigerung des Schutzpotentials der Sitze vorangetrieben, so dass hohe Beschleunigungsspitzen der Fahrzeugkarosserie bei einer Heckkollision möglichst abgeflacht auf die Insassen übertragen werden und die Insassenbelastung bei gleicher Unfallintensität weiter abnimmt.

 

Der vollständige Artikel ist in der VKU, Ausgabe 5/2020 erschienen und für registrierte Benutzer abrufbar (Teil 1 und Teil 2).