Unfälle von Traktoren im Straßenverkehr [Quelle: Traktoren im Unfallgeschehen, Unfallforschung der Versicherer, 2023]
September 2025
Traktoren sind unverzichtbare Helfer in der Landwirtschaft, doch ihre Beteiligung am Straßenverkehr birgt besondere Herausforderungen. Ein Forschungsbericht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus 2023 beleuchtet die Unfallrisiken von landwirtschaftlichen Zugmaschinen (LZM) und zeigt, wie sich das Unfallgeschehen mit Fokus auf Personenschäden im Laufe der Jahre verändert hat. Die Untersuchung basiert auf einer umfassenden Analyse von nationalen Verkehrsunfallstatistiken und einer eigens erstellten Unfalldatenbank, die Schadenfälle der Allianz Versicherungs-AG und des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins Münster a.G. (LVM) umfasst. Das Allianz Zentrum für Technik war maßgeblich an der Erstellung dieses Berichts beteiligt.
In Abbildung 2 sind die Veränderung des LZM- und Pkw-Bestandes sowie der Personenschadenunfälle (U(P)) mit LZM- bzw. Pkw-Beteiligung seit dem Bezugsjahr 2008 gegenübergestellt. Für LZM und Pkw ist jeweils ein zunehmender Bestand festzustellen, dieser führte erfreulicherweise aber nicht zu einem Anstieg der Unfälle mit Personenschaden.
Abbildung 2: Entwicklung des Fahrzeugbestandes und des Unfallgeschehens von LZM und Pkw [Quelle: Traktoren im Unfallgeschehen, Unfallforschung der Versicherer, 2023]
Für die Statistikjahre 2005 bis 2021 zeigt sich eine sehr geringe Beteiligung von landwirtschaftlichen Zugmaschinen an Personenschadenunfällen, die detaillierte Auswertung der amtlichen Verkehrsunfallstatistik weist jedoch auf die besondere Schwere der Unfälle mit LZM hin. Im Jahr 2019 machten Unfälle mit landwirtschaftlichen Zugmaschinen beispielsweise nur 0,65 % aller Unfälle mit Personenschaden aus. Dennoch waren sie an 2,05 % der Unfälle mit Getöteten und 1,10 % der Unfälle mit Schwerverletzten beteiligt.
Für die vertiefenden Analysen wurde eine Unfalldatenbank mit Kraftfahrzeughaftpflichtschäden mit Personenschaden der Allianz Versicherungs-AG und des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins Münster a.G. (LVM) angelegt. Diese Datenbank umfasst 905 Schadenfälle auf öffentlichen Straßen aus den Jahren 2017 bis 2020.
Wie in Abbildung 3 zu erkennen ist, sind Pkw (64,6 %) und motorisierte Zweiräder (19,9 %) die Hauptunfallgegner von LZM bei Unfällen mit Personenschaden.
Abbildung 3: Unfallgegner von LZM bei Unfällen mit Personenschaden [Quelle: Traktoren im Unfallgeschehen, Unfallforschung der Versicherer, 2023]
Im Verhältnis zu Bestand und Fahrleistung sind motorisierte Zweiräder überdurchschnittlich häufig an Unfällen mit Traktoren beteiligt. Eine mögliche Ursache könnte in den überlappenden Hauptnutzungszeiten von Traktoren und Motorrädern liegen. Etwa 80 % der untersuchten Unfälle mit landwirtschaftlichen Zugmaschinen ereignen sich während der Erntesaison von April bis Oktober, einem Zeitraum, der auch für die intensive Nutzung motorisierter Zweiräder charakteristisch ist.
Es lässt sich feststellen, dass die Unfallschwerpunkte von LZM beim Abbiegen, Einbiegen/Kreuzen und im Längsverkehr liegen. Die Konfliktsituation zwischen einer nach links abbiegenden LZM und einem überholenden Fahrzeug weist mit 20 % den größten Anteil auf. Weiterhin auffällig: Von den insgesamt 905 analysierten Schadenfällen sind technische Mängel an LZM in 6,6 % der Unfälle unfallauslösend, was deutlich über dem Wert für Pkw liegt (0,6 %). Häufige Mängel umfassen defekte Blinker und fehlende Konturmarkierungen bei überbreiten Geräten und Anhängern.
Zur weiteren Reduktion der Unfallzahlen und deren Folgen wurden auf Basis der Erkenntnisse aus dem Unfallgeschehen Schadenverhütungsmaßnahmen mit Fokus auf den öffentlichen Straßenverkehr diskutiert und mit Hilfe der LZM-Unfalldatenbank hinsichtlich der Adressierbarkeit bewertet. Dazu sind seitens LZM technische Maßnahmen wie Fahrerassistenzsysteme zu zählen, wie sie zum Teil aus anderen Kraftfahrzeugklassen bereits bekannt sind, oder auch passive Schutzeinrichtungen, die im Kollisionsfall das Verletzungsrisiko der Unfallgegner minimieren sollen. Darüber hinaus kommen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auch infrastrukturelle Maßnahmen in Frage - Beispiele hierfür sind verbesserte Straßenmarkierungen und spezielle Fahrspuren für landwirtschaftliche Maschinen - sowie positive Veränderungen im individuellen Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr.
Der vollständige Bericht ist unter www.udv.de/ FB Nr. 90 / Unfallrisiko Traktoren kostenfrei abrufbar.